Rezension Warhammer Quest: Verschollene Schätze

2022 brachte Games Workshop drei neue Spiele in den Handel, die Warhammer in die breite Masse tragen sollten. Blitz Bowl, Warhammer Quest: Lost Relics (DE: Verschollene Schätze) und Warhammer 40.000: Combat Arena, nach dem Motto „Introduce Friends and Family to the Wonderful Worlds of Warhammer“.

Ein Hinweis: Stand heute (6.12.23) ist das Spiel bei Elbenwald im Angebot. Dies ist kein Affiliate-Link, ich verdiene damit nichts.

Da ich ein Warhammer Quest Fan bin, habe ich es mir gleich bestellt und ich spiele mit einem Freund fleißig daran, wann immer wir Zeit finden. Es liegen nur noch die letzten beiden Missionen vor uns.

Der Inhalt

Ein Blick auf die Rückseite sagt mehr als tausend Worte, ich hab euch die mal gescannt:

Für die Plastic-Crack-Heads: Es sind nur 4 Helden und ein Vogel mit drin. Drei davon sind später als Box „Xandire’s Truthseekers“ herausgekommen:

Regis Donnerbote (englisch: Regis Fulbringer) war schon früher erschienen aber ist so einzeln nicht erhältlich.

Ansonsten besteht das Spielmaterial aus 4 beidseitig bedruckten Platten, einigen Tokens und Karten für Schätze, Helden, Monster und Boss-Monster. Für Warhammer-Kenner ein Schock: Alle Gegner werden durch Tokens dargestellt. Was hierbei ein putziges Detail ist. Es wird nirgendwo mit einem Wort erwähnt, aber die Tokens und Karten der Gegnerhorden bilden exakt einige Warhammer Underwolds-Packs ab.

  • Die Grabwache (6 Skelette + Skelett-Anführer),
  • Augen der Neun (Tzeentch Magister, 1 Tzaangor, 2 Akolyten, 1 Blue Horror, 1 Brimstone Horror),
  • Zarbags Gitz (2 Squigs, 1 Fanatiker, 1 Schamane, 1 Squigtreiber, 4 Gobbos),
  • Zwistklaues Schwarm (1 Sturmratte, 4 Clanratten)
  • Eisenschädels Jungz (1 Boss, 3 Jungz)

Man KANN das Spiel natürlich auch mit den entsprechenden Minis spielen, dadurch wird es aber ungemein teurer. Warhammer Underworlds Sammler, die schon alles haben, werden sich freuen, alle anderen: Viel Spaß beim Suchen. Vor allem die Augen der Neun gehen nur noch bei eBay zu Mondpreisen weg. Ich möchte persönlich keine Auskunft darüber geben, ob ich mir die ganzen Figuren dazu besorgt habe, weil ich nicht alle Tassen im Schrank habe… 😉

Das Regelheft enthält 12 Quests. Ich könnte mir aber vorstellen, die Regeln für Homebrew Quests zu nutzen. Oder sie für HeroQuest zu adaptieren, als Ersatz für den Dungeon Master.

Die Spielmechanik

Das Spiel verwendet zu großen Teilen die Warhammer Quest Regeln, die auch schon in den (umfangreicheren) Silver Tower, Shadows Over Hammerhal und Cursed City zum Einsatz kamen. Es gibt keinen bösen Overlord, der die Monster spielt, wie bei Shadows Over Hammerhal, sondern die Monster werden über die Quest und ihre Monstereigenschaften getriggert.

Die Spieler werfen ein paar W6 und platzieren diese auf ihrer Charakterkarte. Diese Würfel sind, wenn der Held dran ist, gleichzeitig seine Aktionen:

Calthia kann entweder auf 1 mit dem Breitschwert angreifen, dann macht es 1 Schaden, oder sie gibt die 6 dafür aus, dann macht es 2 Schaden. Der Ring aus Stahl funktioniert genauso, nur dass es ein Flächenangriff ist der alle (!) Figuren in ihrem Raum außer ihr selbst trifft.

Bewegen kann sie sich mit jedem der drei Würfel, eine „angespornte“ Bewegung, die sie weiter laufen lässt und Gegnern ausweichen lässt, kann sie eigentlich nur auf 5+ machen. Dank ihres Ausrüstungsgegenstands darf sie aber schon auf 2+ eine angespornte Bewegung ausführen. Wird der Held verwundet, indem er 4 Schaden erhält, wird die Charakterkarte gedreht und die Werte verschlechtern sich etwas, bis sie geheilt wird.

Ein wichtiges Element dieses Spiels sind sogenannte Aktionsketten. Wenn alle Würfel auf den Charakterblättern liegen, und ein Würfel mit einer 1 dabei ist, können die Spieler entscheiden, in ihrem Zug außerhalb der Initiativereihenfolge eine Aktionskette zu beginnen, in der bis zu 6 Aktionen abgehandelt werden können, verteilt über alle Charaktere die passende Würfelergebnisse vorweisen können. In unserem Beispiel könnte Calthia zum Beispiel Würfel 1 und 2 ausgeben, dann andere Charaktere 3, 4 und 5 und dann Calthia die 6. Dies ist insofern interessant, als dass Gegner immer sogenannte „Reaktionsschritte“ auf jeden Heldenaktion ausführen, aber nicht bei Aktionsketten, dort erst am Ende einmal. Man spart sich also im besten Falle 5 Reaktionsschritte.

Eine anderer Aspekt, der anders funktioniert als bei anderen Quest-Titeln: die Räume haben kein Gitter sondern nur eine Zahl, die die maximale Anzahl an Figuren benennt, die den Raum betreten können. Das ist zuerst etwas ungewohnt, es zeigt sich aber, dass das Spiel trotzdem eine erstaunliche taktische Tiefe hat, durch das gemeinsame Planen und Absprechen der eigenen Aktionen und der Berücksichtigung der Reaktionsschritte der Monster.

Das Spiel verwendet sogenannte Phasen, in denen die Spieler agieren können, die Anführer der Monster, die Mechaniken der jeweiligen Quest abgehandelt werden usw. Die Spielmechanik ist tiefer, als es auf den ersten Blick vermuten lässt.

Unklarheiten

Ein paar Regeln sind nicht so toll erklärt, dieser Thread bei Bord Game Geek klärt das aber schön auf.

Vergleich zu anderen Spielen

Aus meiner kleinen WFRP Discord Community erreichte mich die Frage: Wie würdest Du dieses Spiel im Vergleich zu verfluchte Stadt, (normale Reihe) Underworlds und Warcry einordnen?

Das kann ich nur teilweise beantworten aber es wird – denke ich – ausreichen. Ich habe aus der Warhammer Quest Reihe nur Silver Tower durchgespielt und Shadows Over Hammerhal gespielt, Cursed City ist ja ein Nachfolger, der noch ein paar Regeltweaks enthält. Das habe ich auch, wir wollen das anfangen, wenn wir mit Lost Relics durch sind. Cursed City hat meines Wissens nach ein paar Probleme mit dem Leveldesign (viel „grinding“), wofür Always Board Never Boring eine allem Anschein nach gute Lösung hat. Wenn man für Cursed City alle Erweiterungen plus Figuren kauft, landet man übrigens bei irgendwo zwischen 400€ und 500€.

Was all die Spiele, die Du aufgezählt hast, gemein haben: es sind typische GW Du-musst/willst-noch-1000-Erweiterungen-kaufen-Spiele. Die Mechaniken von WarCry und Underworlds sind nett, aber alles andere als balanced. Underwolds und WarCry sind meiner Einschätzung nach eher Skirmisher, während Lost Relics ein Dungeon Crawler ist, wie die anderen Quest-Spiele. Lost Relics ist ein abgeschlossenes kleines Brettspiel. Ich gehe nicht davon aus, dass es Erweiterungen erhält. Es gehört zu einer neuen Reihe von Spielen, die in der breiten Masse auch in Kaufhäusern angeboten werden. So wie auch Bladeborn, Blitz Bowl usw.

Fazit

Ich halte WHQ: Verschollene Schätze für ein gelungenes, abgeschlossenes und gar nicht mal so einfaches Spiel, was einem ein paar Abende nettes Dungeon gecrawle beschert und dessen Regeln funktionieren. Ein paar spezielle Details hätte man besser erklären können, wir mussten teilweise die englischen Regeln oder bei Board Game Geek nachschauen. Aber alles in allem ein gutes Spiel. Ich persönlich liebe die WHQ typischen spielgesteuerten Monster. Eine sehr gute alternative zum Dungeon Master. Der Preis ist GW-typisch hoch, wenn man bedenkt wie wenige Figuren enthalten sind.


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