WFRP: Gedanken zu „mächtigen“ Charakterkarrieren

Es gibt bestimmte Karrieren und Charakterspezies, die rollenspielerisch tückisch sind. Bei manchen Karrieren besteht die Gefahr, dass sie der SL entgleiten. Die theoretische Macht, die bestimmte Karrieren mit sich bringen, könnte sich in manchen Kampagnen als Problem erweisen. Andere sind vielleicht auf den ersten Blick in ihrem religiösen Extremismus zu eindimensional.

„Mächtige“ Karrieren

Dementsprechend gibt es bestimmte Karrieren, die Du zwar nicht zwingend meiden solltest, denen Du aber einen kleinen Twist mitgeben könntest, damit sie nicht zu dominant oder zu extremistisch und eindimensional zu werden:

Adlige: In der Therorie sind sie sehr mächtig, da gemeines Volk sofort von ihnen eingeschüchtert ist. Aber wie wäre es, wenn der Charakter zwar adlig ist, aber einem in verarmten oder in Ungnade gefallenen Adelshaus angehört? Ein Jungfreud würde sich hier beispielsweise aufdrängen.

Zauberer: Auch vor Zauberern besteht Ehrfurcht und Angst. Aber wenn es schon ein magisch Begabter sein muss, warum nicht ein Heckenhexer oder ein Hexer? Ich persönlich finde diese Karrieren für Kampagnen wie „Der Innere Feind“ oder die Übersreik-Reihe aufgrund ihres Underdog-Seins viel passender und spannender. Zumindest als Anfangscharakter. Die Gruppe wird im Verlauf der Kampagne vielleicht auch mal Altdorf besuchen, da gäbe es immer noch die Möglichkeit, sich an einer Akademie akkreditieren zu lassen. Des Weiteren sind die Hexenjäger selbst gegenüber akkreditierten Zauberern misstrauisch und warten nur auf ein Fehlverhalten, um ihnen Korrumpierung durch das Chaos vorzuwerfen.

Hexenjäger: Hexenjäger sind ebenfalls angsteinflössende Gestalten. Allerdings gibt es für die SL auch hier Möglichkeiten, sie an der Leine zu halten. Ein Hexenjäger darf nicht einfach so Ermittlungen durchführen, sondern benötigt eine Lizenz des lokalen Adligen, der über die jeweilige Region herrscht. Sollte der Hexenjäger trotzdem ermitteln, könnte dies den Adligen erzürnen und dazu führen, dass der Hexenjäger gefangen genommen wird und wegen Amtsmissbrauchs angeklagt wird. Dasselbe gilt, wenn der Verdacht aufkommt, dass er sein Amt missbraucht um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen.

Extremistische Karrieren

Kriegerpriester und Flagellanten: Bei Sigmar! So verlockend die Vorstellung genährt durch Darstellungen in PC-Spielen wie Vermintide auch ist. Sehr religiös fanatische Charaktere können über den Verlauf einer Kampagne sehr eindimensional in ihrer Darstellung als Spielercharakter werden. Du solltest Dir überlegen, was dem Charakter sonst noch so wichtig ist. Was er vielleicht für Zweifel hat oder auch an seiner eigenen Kirche kritisch sieht. Welche Probleme oder dunkle Gedanken verfolgen ihn, was für schreckliche Taten im Namen der Kirche musste er mit ansehen – vielleicht hat der Charakter sich geschworen, niemals dieselben Fehler zu machen. Auch wenn nach außen hin ein Bild der religiösen Überzeugung gewahrt wird, vielleicht ist da noch mehr als nur „SIGMAAAAAR“?

Trollslayer: Man sollte bei der Erstellung eines Slayers versuchen, zu vermeiden, aus ihm eine eindimensionale, laute, rüpelige Mordmaschine zu machen, die nichts anderes als ihren Tod sucht. Etwas mehr tiefe wäre hilfreich, damit nicht jede Rollenspielsituation gleich ausgeht. Ein paar gute Ideen finden sich hier. Den Slayer-Schwur abzulegen fällt einem Zwerg nicht leicht. Eine schreckliche Tragödie oder eine gewaltige Schande muss dem vorangegangen sein. Vielleicht bereut der Zwerg diese Entscheidung ja sogar insgeheim. Was den Tod in Kämpfen angeht, es geht nicht primär darum zu sterben, sondern seine Ehre wiederherzustellen, indem man gegen einen gewaltigen Gegner in einem epischen Duell fällt. Wo alles andere rennet, rettet flüchtet, steht der Slayer allein da, ohne Angst, bereit dem Tod ins Auge zu sehen und sich der Bestie zu stellen. Das ist meiner Interpretation nach das Selbstverständnis. Nicht um in einem sinnlosen Kampf am Arsch der Welt von einem Mob bedeutungsloser Orks niedergemetzelt zu werden, weil man sich zu fein war zu schleichen oder sich zurückzuziehen.


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